Kolpingsfamilie Otzenrath erinnert an verlorene Heimat

Geschichte zur Erinnerungsstätte

SPUREN DER VERLORRENEN HEIMAT

WS- Die kurze Geschichte zur Erinnerungsstätte „Spuren der verlorenen Heimat“

Auf der Mitgliederversammlung am 18. September 2021 stellte der Vorstand der Kolpingsfamilie Otzenrath e.V. einen Antrag, eine Erinnerungsstätte für die alten Orte Otzenrath und Spenrath, die dem Tagebau Garzweiler II weichen mussten, zu errichten. Diese sollte im Rahmen des Jubiläums der Kolpingsfamilie fertig sein und feierlich enthüllt werden. Dazu hatte der Vorsitzende Heinrich Küpper sich bereits viele Gedanken und Ideen zusammengetragen und sogar ein Layout erstellt. Dieses wurde den Mitgliedern auch durch eine Entwurfszeichnung, Bilder und sogar durch ein kleines maßstäbliches Modell vor Augen geführt. Durch die große Begeisterung und Zustimmung der Versammlung konnte der Vorstand dann im Nachgang die Realisierung in der folgenden Zeit in Angriff nehmen.

Zunächst ging es in die Planungsphase. Dabei tauchten eine ganze Reihe von Fragen auf. Welche Materialien können verwendet werden, damit die Erinnerungsstätte auch den Witterungsumständen Stand halten kann? Welche Firmen können uns dabei helfen die angedachten Lösungen umzusetzen? Wo soll oder könnte die Erinnerungsstätte stehen bzw. aufgebaut werden? Wie sieht das Genehmigungsverfahren aus und an wen muss man sich dabei wenden? Welche Leistungen können durch die Kolpingsfamilie und deren Mitglieder erbracht werden und welche muss eine Firma durchführen? Kann die Kolpingsfamilie die gesamten anfallenden Kosten alleine tragen oder wer sponsert sie dabei?

Durch seine jahrzehntelange Tätigkeit und Erfahrung im Architekturbereich und als gelernter Bauzeichner sowie als Vorsitzender der Kolpingsfamilie konnte Heinrich Küpper dazu schon viele Antworten geben. Er startete mit einer generellen Anfrage zu diesem Thema an den Bürgermeister der Stadt Jüchen, Herrn Harald Zillikens. Dieser war der Sache und dem Projekt wohlgesonnen und versprach, die Kolpingsfamilie bei ihrem Vorhaben tatkräftig im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen. Dabei wurde der Vorschlag gefasst, die Erinnerungsstätte im Tälchen, in der Nähe des Kapellchens, welche die Kolpingsfamilie ebenfalls selbst erbaut hatte, aufzustellen. Dazu war es erforderlich einen Bauantrag zu stellen, welcher natürlich auch genehmigt werden musste. Hier stand Frederic Giese von Giese Architektur tatkräftig zur Seite.

Im Anschluss wurde die Firma Metallbau Tambour aus Titz mit detaillierten Zeichnungen, die von Heinrich Küpper erstellt wurden, angesprochen um die Stahlkonstruktion für die Erinnerungsstätte zu erstellen. Diese sollte aus verzinktem und pulverbeschichteten Stahl hergestellt werde. Die feststehende Tafel und die vier drehbaren Türen aus Edelstahl.

Parallel dazu sollte die Firma Häuser Druck GmbH aus Köln die passenden Fototafeln mit alten Straßenplänen und alten Fotos von markanten Gebäuden, welche ebenfalls von Heinrich Küpper in mühsamer Kleinstarbeit zusammengestellt und bearbeitet worden waren, auf Aludibondplatten farblich drucken.

Gleichzeitig wurde nach der Baugenehmigung die Lage und Größe des Betonfundaments eingemessen und anschließend von der Firma Paul Conrad, GaLaBau per Minibagger ausgehoben. Zur Absicherung der ausgehobenen Grube und zum Schutz vor Unfällen wurde ein entsprechender Bauzaun aufgestellt. Die Baugrube hatte die Abmaße von ca. 3 Meter Länge 1 Meter Breite und ca. 1 Meter Tiefe. Dazu wurde ein notwendiger Armierungskorb bestellt und nach Fertigstellung per Anhänger abgeholt.

Die passgenaue Verschalung wurde dann von den beiden Vorsitzenden angefertigt, zur Baustelle gefahren und dort vor Ort über der Grube entsprechend den Fundamentabmaßen ausgerichtet und montiert.

Dann musste berechnet werden, wieviel Sack Zement und wieviel Kubikmeter Kies zum Gießen des Fundaments erforderlich sind. Letztlich wurden 4 Kubikmeter Kies und 36 Sack Zement (a 25 Kg) bestellt bzw. besorgt. Der Armierungskorb wurde in passender Höhe an der Verschalung befestigt, damit er beim Gießen nicht nach ganz unten versinkt. Außerdem wurden Viertelstäbe an der Verschalung befestigt, welche im Fundamentsockel am oberen Rand gebrochene Kanten beim Gießen erzeugen.

Aber wie sollte das Mischen und Gießen vor Ort von statten gehen ohne Wasser und Strom zur Verfügung zu haben? Vom Vorsitzenden kam dann der Vorschlag seinen privaten Stromanschluss zu nutzen. Dazu musste aber eine Strecke von 180 Metern bis zur Baustelle mit einigen Kabeltrommeln querfeldein überbrückt werden. Wasser dagegen wurde in großen Tonnen mehrmals per Anhänger zur Baustelle gefahren. Nachdem die Mischmaschine, der Kies und der Zement vor Ort waren konnte angefangen werden das Fundament zu gießen. Dabei wurde der Mischer in die Nähe der Grube gestellt und mit einer provisorischen Rutsche versehen, so dass der Beton direkt in die Grube geleitet wurde.

Neben den beiden Vorsitzenden half kräftig Ernst Krapohl, Erwin Küpper und der neue Nachbar von Heinrich Küpper, nämlich Frank Hessen, der seine Hilfe dankenswerterweise angeboten hatte.

Am Anfang des Gießens schien die Grube sich nie zu füllen, denn unten war sie wohl breiter ausgehoben worden als oben. Deshalb stellte man später im Laufen des Gießens fest, dass sowohl der vorhandene Kies und auch der Zement leider nicht ausreichten. Also wurde für den nächsten Tag nochmals 0,5 Kubikmeter Kies bestellt und weitere 6 Sack Zement geholt, so dass das Fundament damit am zweiten Tag vollendet werden konnte.

Zwischenzeitlich wurden die Tafeln von den beiden Vorsitzenden nochmals textlich und graphisch begutachtet und im Anschluss überarbeitet, bevor sie als Dateien zur Druckerei gesendet wurden. Beide waren auch zur Firma nach Köln gefahren um sich Probedrucke der Tafeln anzusehen.

Nach dem Trocknen des Betonsockels wurde um den Sockel herum von der Firma Paul Conrad aus Grevenbroich der Boden weiter ausgekoffert und mit 15 Tonnen Split ausgefüllt und verdichtet.

Dann konnte endlich die inzwischen ebenfalls fertiggestellte Stahlkonstruktion mit den bedruckten Tafeln am Mittwoch, dem 22. November 2023 montiert werden.

Damit waren alle Befürchtungen, die Erinnerungsstätte nicht rechtzeitig zum bereits festgelegten Termin der Jubiläumsfeier fertig zu bekommen, zur Freude aller Beteiligten beseitigt.

In dieser kurzen Zusammenfassung lassen sich leider nicht alle einzelnen Probleme, Aktivitäten und Verzögerungen des gesamten Zeitraums und dessen Ablauf beschreiben und darstellen. Dazu ist ein größerer Raum mit einem längeren Text und Platz erforderlich. Es soll an dieser Stelle nur allen Beteiligten, Mitgliedern und Freunden der Kolpingsfamilie Otzenrath e.V. sowie der Nachwelt dokumentiert werden, mit welchem Engagement, Aufwand und Elan das Projekt Erinnerungsstätte angegangen und bewältigt wurde.

Willi Schürings (Stellvertretender Vorsitzender)

 

 

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